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Es ist wieder auffällig ruhig hier. Andere Jahre war um diese Zeit im Restaurant ein rechter Trubel, aber all die Firmen-Weihnachtsfeiern sind ja gestrichen worden und das Restaurant ist geschlossen. Weit und breit sind keine Gäste zu sehen. Wie traurig. Ich muss Ihnen schon sagen, auch für mich als Haus Eule wird diese verrückte Zeit so langsam zur Herausforderung. Auf meinem Findling ist es gerade ziemlich kalt und einfach nur suuuuuuper langweilig. Zum Glück kann ich einen kleinen Ausflug machen und einen Blick in meinen Lieblingsort werfen. Es duftet herrlich nach Weihnachten in der Küche. Seniorchefin Anna backt Weihnachtsplätzchen. Ich habe mir die Frage gestellt: warum gibt es eigentlich Plätzchen an Weihnachten, wie ist ein solcher Brauch entstanden? Sie wissen ganz genau, wie neugierig ich bin. Ich gehe der Sache auf den Grund und recherchiere ein wenig.
Spitzbuben, Kokosmakronen, Vanillekipferl, Zimtsterne, Spritzgebäck - wer liebt es nicht in der Weihnachtszeit von all diesen süßen Verführungen zu naschen?
Plätzchen backen bringt den Familien viel Freude. Eine Freude, die alle Menschen meist ein Leben lang in Erinnerung behalten. Das gemeinsame Erlebnis mit der Mama oder der Oma den Teig zu kneten, mit klebrigen Fingern kleine Lebkuchenherzen auszustechen, am Schluss dann noch nach Lust und Laune mit Nüssen, Schokostreusel oder Zuckerguss zu dekorieren. Im Hintergrund läuft weihnachtliche Musik und das ganze Haus duftet herrlich nach Weihnachten.
Beim Hanswirt wurde das Weihnachtsgebäck von den Großeltern noch verwendet, um den Weihnachtsbaum zu schmücken, da hingen nicht nur Kerzen oder Holzfiguren, sondern auch noch das eine oder andere Plätzchen am Christbaum.
Bei den Kelten
Die älteste Theorie, die ich gefunden hab, reicht in die Zeit vor Christi, der Kelten, zurück. Sie feierten am 21. Dezember Wintersonnenwende, d.h. die längste Nacht des Jahres. Die Kelten hatten Angst, dass die Häuser von den Geistern erobert würden. Sie mussten den Göttern Opfergaben darbringen, stellten Brote aus Getreide und Honig her und formten Tiergestalten daraus (die richtigen Tiere vom Stall wollten sie natürlich verschonen). Diese gaben sie den Göttern zum Opfer.
Im Mittelalter
Im Mittelalter waren die Menschen sehr arm. Sie versuchten sich im Winter von dem über Wasser zu halten, was sie über den Sommer gesammelt und zurückgelegt hatten. Sie verwendeten Konservierungsarten, die die verschiedensten Lebensmittel haltbar machten. Es wurden Gemüsesorten eingekocht, Obst gedörrt, Kartoffeln eingelagert, Fleisch gepökelt. Kekse und Plätzchen waren auch sehr lange haltbar und enthielten viel Fett. Somit war es ein geeignetes und abwechslungsreiches Essen für die Wintermonate.
In den Klöstern bei den Mönchen
Plätzchen mit christlichem Hintergrund? Sehr wohlhabende Klöster haben im Mittelalter schon über Zucker und Gewürze, besonders spezielle orientalische Gewürze wie Zimt, Muskat, Nelken, Vanille….verfügt. Zur Weihnachtszeit bereiteten sich die Klöster auf die Geburt Christi vor und haben zu diesem besonderen Anlass Plätzchen gebacken. Diese Plätzchen waren ganz was Besonderes und wurden in den Klöstern an die armen Menschen verteilt und bereiteten ihnen damit eine große Freude. Die Heilige Hildergard von Bingen nutzte viele Rezepturen der Kekse als Medizin.
Der Heilige Nikolaus
Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Wir denken an Bischof Nikolaus von Myra. Der Legende nach rettete er Seefahrer aus der Seenot vor der Küste der Stadt Myra. Deshalb ist er auch der Schutzpatron der Seefahrer. Ihm zu Ehren backte man Spekulatius-Kekse am 06. Dezember. Mit handgeschnitzten Holzformen versuchten die Menschen damals das Leben des Heiligen Nikolaus darzustellen. Noch heute finden wir manchmal auf den Spekulatius Keksen Motive mit Seefahrern oder mit dem Heiligen Nikolaus.
Im 18. Jahrhundert
Ein kurzer Abstecher nach Großbritannien, wo die Tradition der Teekultur ihren Ursprung hat. Zum schwarzen Tee, der am Nachmittag serviert wurde sollte etwas kredenzt werden, das sich relativ schnell zubereiten ließ und natürlich sollte es gut schmecken. So entstanden die typisch englischen Gebäcke, wie z.B. die mit Marmelade oder Cream gefüllten Scones oder das typisch britische Shortbread. Durch die Seefahrer wurden diese Sitten und Bräuche auch im restlichen Europa übernommen und so begann man auch hierzulande Plätzchen zu backen.
Was stimmt nun von all diesen Überlieferungen?
Ich glaube, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, welche von diesen Geschichten nun die richtige ist. Vielleicht ist die eine Geschichte wahr, vielleicht die andere, wer weiß das schon? Wahrscheinlich gibt es noch weitere Überlieferungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass alle diese Geschichten dazu beitragen, der Wahrheit ein bisschen näher zu kommen. Sicher ist nur, dass es ein wunderschöner, fast magischer Brauch ist, der bei Klein und Groß, bei Jung und Alt beliebt ist. Dabei entstehen noch schmackhafte Leckereien, die man vernaschen oder auch verschenken kann. Was gibt es Besseres? Zum Glück ist es mir gelungen, ein paar fabelhafte Schokobusserl von Anna und klein Milla zu "stibitzen". Bei so leckeren Plätzchen, wie die von der Hanswirts Bäckerei, bin und bleibe ich eine Naschkatze, hmhm eine Nascheule ☺
Euer George